A picture of Siân's antics in the mountains
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Ein Gespräch mit Siân Sutherland

Was macht großartiges Aktivismus aus? Setz dich mit Siân Sutherland zusammen und finde es heraus. Gemeinsam mit Frede Magnussen ist sie die treibende Kraft hinter unserem langjährigen Partner A Plastic Planet – und eine Verfechterin des positiven Handelns. Was mit Plastik beginnt, führt weit über Verpackung hinaus: Es geht um Mut, Muskelkraft und Abenteuerlust.


M: Stell dir vor, du bist mit einer Freundin auf einer Party, auf der dich niemand kennt. Wie sollte sie dich vorstellen?

S: Wow, das ist so eine großartige, zufällige Frage. Man möchte demütig sein, aber natürlich auch, dass jemand etwas Wunderbares über einen sagt. Also … das Schönste, was jemand über mich sagen könnte, wäre wohl: „Das ist Siân – in ihr bündeln sich pure Dynamik und ansteckender Optimismus.“


M: Absolut treffend. Und wenn du diesen Menschen das Plastikproblem erklären müsstest , wie würdest du es angehen?

S: Ich würde sagen: Die Plastikkrise ist einzigartig, weil sie jedes Lebewesen auf diesem Planeten betrifft. Und ja, es ist leicht, sich davon überwältigen zu lassen, aber die Plastikkrise ist auch eine unglaubliche Chance. Sie ist ein Tor. Ein Einstiegspunkt, der uns zwingt, unsere Beziehung zur Natur zu hinterfragen und gleichzeitig die Art, wie wir leben, produzieren, verpacken, uns kleiden, einkaufen. Die Veränderung, die durch die Bewältigung der Plastikkrise angestoßen wird, ist fundamental. Plastik steht für eine Ära, die aus dem Ruder lief. Die gute Nachricht: Plastik ist ein Problem, das wir alle persönlich beeinflussen können.  Anders als CO₂, wo der eigene Beitrag oft unsichtbar bleibt. Viele fühlen sich schuldig, doch das ist auch eine Chance. Denn Plastik täuscht uns vor, machtlos zu sein und keinen Ausweg zu haben. Genau das stimmt nicht. Ich kämpfe gegen diese Vorstellung an. Die Zukunft ist kein Schicksal, sondern das Ergebnis unserer Entscheidungen. Wir müssen nur den Mut finden, anders zu leben.


M: Glaubst du, wir können die Menschen kollektiv dafür gewinnen?

S: Wenn ich auf die Plastik- und die Klimakrise schaue, sehe ich vor allem eins: Es geht um Menschenrechte. Aber wenn man sich die Politik anschaut, sieht man immer mehr Spaltung und Extreme. Was wir brauchen, ist das Bewusstsein, dass uns unsere Menschlichkeit verbindet. Wir haben nicht nur das Gespür für unsere Rolle in der Natur verloren, sondern auch unseren Platz untereinander. Es gibt so viel mehr, das uns verbindet, als das, was uns trennt. Doch momentan sind wir anfällig für eine Erzählung, die uns weismacht, wir seien verschieden,  obwohl wir es im Kern nicht sind.


M: Geht es also um Ego und fehlende Demut?

S: Genau. Es geht nicht nur um das Ego von Führungspersonen, sondern auch um das der Menschen um sie herum. Viele Mittelsmänner halten sich für so wichtig, dass sie laut und respektlos auftreten und das gilt inzwischen als Erfolg. Doch wir müssen umdenken: Was bedeutet echte Macht wirklich?

Ich weiß, das klingt ungewöhnlich, aber ich gehe gern auf Beerdigungen und höre den Nachrufen zu. Dort wird klar, was im Leben zählt: Wie sehr jemand andere berührt hat, welche Lücken er hinterlässt. Erfolg ist für mich nicht Geld oder Lob, sondern der positive Einfluss und die Liebe, die man gibt und empfängt.

Wir leben in einer Welt, die vom Konsum bestimmt wird,  immer mehr verdienen, immer mehr besitzen, um den eigenen Wert zu messen. Ich sehne mich nach einem Moment, an dem wir uns auf das Wesentliche besinnen,  auf mehr Gefühl, mehr Spiritualität und mehr Freude.


M: So wie Liebe zum Beispiel ? 

S: Viele, besonders Männer, haben Angst vor dem L-Wort. Sie fühlen sich dadurch schwach. Für mich ist Liebe aber die größte Stärke, die stärkste Kraft, die wir haben.

Ich habe gelernt: Wir kommen nur mit zwei Gefühlen auf die Welt: Angst und Liebe. Zurzeit herrscht oft die Angst. Aber Liebe ist keine Schwäche, keine passive „Soft Power“. Liebe ist eine mächtige Energie für das Gute. Wir müssen uns wieder mit ihr verbinden. Es geht nicht um rote Herzen auf Valentinstagskarten, sondern um eine kraftvolle Haltung, eine Kraft, die das Böse herausfordert. Liebe kennt keine Grenzen und ist eine Gewohnheit, die wir neu trainieren müssen.


M: Alles eine Frage der Praxis ? 

S: Ja, ich bin als Optimistin geboren. Das ist für Unternehmer:innen essenziell. Neues schaffen, gegen den Strom schwimmen, wie euer Founder Nicolas mit Mover, braucht Durchhaltevermögen. Ich lade meine Kraft durch Zeit mit Freund:innen, Familie und in der Natur auf. Mikroabenteuer, kleine Ausflüge, öffnen meinen Blick. Beim Wandern oder Segeln fühle ich mich lebendig.

Und ich tanze, ungeplant, mit einer Margarita in der Hand und meinen Freund:innen. Wir sind vor allem Energie, die in Schwingung kommt. Genau das liebt Mover: Bewegung, die gut tut, ganz egal wie.


M: Genau das vereint unsere Movers. Hast du ein Schlusswort für sie?

S: Ich möchte eine Geschichte über meine Mutter erzählen. Sie hat uns eine unglaublich schöne Kindheit geschenkt. Wir hatten kaum materielle Dinge, aber es ging nie darum. Die Liebe, die sie uns gegeben hat, war überwältigend. Sie starb vor ein paar Jahren, wahrscheinlich den schönsten Tod, den man sich vorstellen kann. Sie war bereit zu gehen. Und ihre letzten Worte waren diese: Mit ausgestreckten Armen zu uns Kindern sagte sie: „Das Einzige, was zählt, ist Liebe.“

Was für wunderbare Worte, die sie uns vier Kindern hinterlassen hat. Also, das ist auch meine Botschaft an euch, Movers: Das Einzige, was zählt, ist Liebe. Und wie wir diese Liebe ausdrücken, kann ganz unterschiedlich aussehen. Für mich ist es ein Abenteuer mit den Menschen, die ich liebe, etwas, das mich lebendig fühlen lässt.


Frede (links) und Siân (rechts) haben jede Menge Energie zu teilen
Frede (links) und Siân (rechts) haben jede Menge Energie zu teilen

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