Ohne Klimaschutz, kein Frieden
Warum haben wir der Natur den Krieg erklärt?
Wir leben in einem Erdsystem, in dem Interaktionen den wichtigsten Teil unseres Alltags bestimmen. Vom Kieselstein in deinem Laufschuh bis zum Wanderer, dem du auf dem Gipfel eines Berges zuwinkst. Die Naturbestandteile finden ihren Weg immer zu einem.
Diese Beziehungen waren nicht immer friedlich. Trotz dieser Gewalt gab es immer jemanden, der die Signale und Rufe nach Hilfe wahrnahm und weitergab, was Kommunikation ermöglichte und so die Möglichkeit schuf, Zuflucht zu finden. Heute gibt es jedoch keinen Ort mehr, an dem man der Gewalt entkommen kann, weder in der Natur noch unter Menschen oder in unseren Gedanken.
Trotzdem ist Frieden wichtiger denn je.
Frieden bedeutet nicht nur Sicherheit, sondern auch eine gerechte Verteilung des Wohlstands zu gewährleisten. Wir können nicht leugnen, dass unser Schicksal tief mit dem unserer Ökosysteme verwoben ist. Wir entschieden, ob wir unsere Natur schützen oder weiterhin diese ausbeuten wollen. Frieden kann jedoch nicht erreicht werden, wenn wir unsere Natur als Feind betrachten. Sie ist unser Verbündeter. Ihre Gaben sind großzügig genug für uns alle, wenn wir lernen, sie richtig zu nutzen.
In unserer Welt, die von Abgrenzungen und verdrehten Prioritäten geprägt ist, richtet sich unsere Aufmerksamkeit anders aus. Die Geräusche der Natur, die uns früher vertraut waren, sind verstummt, weil wir uns von ihnen entfremdet haben. Trotz steigender Temperaturen und verseuchter Böden versucht die Natur weiterhin zu kommunizieren. Das Event Climate Action Live fungiert daher als gemeinsames Ohr für diesen Aufschrei. Es lädt ein, die Stimmen der Natur, einer sorgsamen Politik und einer umweltbewussteren Wirtschaft zu hören. Lauschen wir mal, was die Stimmen zu sagen haben:
„Wir wissen, dass Mutter Erde weint. Und wir wissen, dass Mutter Erde uns nicht braucht, um sie zu retten. Alles, was sie braucht, ist, dass wir sie respektieren.“
Nemonte Nenquimo und Mitch Anderson, Mitbegründer der Ceibo Alliance und Amazon Frontlines, führen eine einzigartige Mission zur Sicherung des Amazonas-Regenwaldes an. Sie arbeiten mit indigenen Nationen und globalen Verbündeten gegen Bedrohungen wie Ölbohrungen, illegalen Holzeinschlag und Bergbau. Sie vertreten einen ungewöhnlichen Ansatz für den Umweltschutz; sie kanalisieren die Träume der Amazonas-Gemeinschaften für ihre Heimat als Antrieb für ihren Kampfgeist. Sie fördern die Bildung von Frauen als Katalysator, damit diese Bestrebungen zu politischem Handeln werden. Im Jahr 2023 führten ihre Anstrengungen zu einem Volksentscheid, der Ölbohrungen im Yasuni-Nationalpark verbot. Eine deutliche Mehrheit von 60 % der ecuadorianischen Wähler stimmte dafür, das Leben in einem der artenreichsten Wälder der Welt zu schützen. Ein großer Erfolg und ein kraftvolles Zeugnis für inklusiven Aktivismus. Nemonte sieht sich selbst als menschlichen Spiegel der Erde, der die Hoffnungen für ihre Kinder widerspiegelt, damit diese gedeihen, aber unter der Unsicherheit ihrer Zukunft leidet. Sie erklärt die enormen Auswirkungen der Handlungen des globalen Nordens auf indigene Völker und deren Länder. Unsere täglichen Entscheidungen sind eine immense Kraft. Indem wir den Konsum reduzieren und die Gaben der Erde schätzen, sagt sie, werden wir bedeutende Klimaschutzmaßnahmen ergreifen. (Ihr Appell: globale Solidarität zum Schutz des Amazonas-Regenwaldes und der indigenen Kultur.)
„Plastik heisst Krieg gegen die Natur. Das bringt gleichzeitig uns in den Krieg mit der Natur.“
Sîan, Mitbegründerin von A Plastic Planet, kämpft gegen die Plastikverschmutzung an, denn für sie ist Plastik ein Umweltproblem und eine Bedrohung für die Gesundheit. Die in Mikro- und Nanoplastik enthaltenen Chemikalien greifen die Hormonsysteme an, beeinträchtigen die Fruchtbarkeit und begünstigen Krebs und Autoimmunerkrankungen. Die Besorgnis wächst, Sian hebt ihre Bemühungen bei den Verhandlungen des UN Global Plastic Treaty hervor: Plastik ist ein Tor zum Klimaschutz, sagt sie, weil es direkt das Thema Konsum und Produktion anspricht. Der Fokus von A Plastic Planet geht über Aufräumaktionen hinaus und setzt sich für neue Materialien und Innovationen ein, die toxisches Plastik ersetzen können. Sîan teilt ihre Begeisterung mit uns und fragte sich, was wir in Zukunft statt Plastik benutzen werden? Und was ist mit den Materialien, an die wir noch gar nicht gedacht haben? Die Zukunft des Designs ist eine verlockende Herausforderung und ein Aufruf zu einer Kreislaufwirtschaft, die von natürlichen Systemen inspiriert ist. Dort existiert kein Abfall, denn alles wird als nährstoffreiche Ressource dem Ökosystem zurückgegeben. Dieser Ansatz steht in starkem Gegensatz zu den aktuellen Praktiken, bei denen Kunststoffe, die von Natur aus giftig und schwer abzubauen sind, weltweit als Bedrohung für die Umwelt fortbestehen. Der Aufruf zum Handeln ist klar: Die Industrie und die Regierungen müssen ihre Bemühungen um Innovationen und die Einführung nachhaltiger Materialien beschleunigen und sich von der Abhängigkeit von schädlichen Kunststoffen lösen, die sowohl die menschliche Gesundheit als auch das ökologische Gleichgewicht gefährden.
„Die Transformation findet weltweit und systemisch statt, weil alle daran beteiligt sind. Das bremst aber den Fortschritt.“
Sebastian Copeland ist Polarforscher und Klimaaktivist. Auf den Spuren der Pole erlebte er aus erster Hand, wie komplex und zart deren Schönheit ist. Die Pole, trotz ihrer Unzugänglichkeit für Siedlungen, sind Orte, an denen menschliches Handeln absorbiert und zu einer globalen Kraft destilliert wird. Die Polarregionen sind das Frühwarnsystem der Erde, wo minimale Temperaturschwankungen ein Netz sorgfältig ausbalancierter Systeme vom Arktis bis zur Antarktis stören und globale Veränderungen ankündigen. Sebastian erklärt, dass dem Planeten Temperaturschwankungen nicht fremd sind. Er durchläuft aufgrund der natürlichen Bewegungen der Erde im Weltraum Jahrtausendzyklen von Kälte und Wärme. Was jetzt allerdings geschieht, ist nicht Teil davon, sondern von uns Menschen verursacht. Das 1,5-Grad-Ziel ist eine fragile Lebensader, die bei den derzeitigen Entwicklungen in Richtung 2,5 bis 2,9 Grad ausläuft, mit zunehmend dramatischen Folgen. Der Klimawandel kennt keine Grenzen, sagt er. Tatsächlich wird das, was wir tun oder nicht tun, in der unerwartetsten Form zu uns zurückkommen.
Da die Lebensgrundlagen immer stärker bedroht werden, führt der Klimawandel zu politischen Unruhen, indem er die Angst vor dem Unbekannten schürt. Copeland setzt sich für eine Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Unternehmen und Verbrauchern ein, von denen jeder die Macht hat, in Richtung eines nachhaltigen und friedlicheren Horizonts zu steuern.
Auf dem Erdsystem gibt es keine Passagiere, nur eine Besatzung
Die Menge an Veränderungen, die benötigt wird, ist enorm und die Einsätze sind höher denn je. Die Bemühungen eines Einzelnen werden nicht ausreichen, aber das wird nicht von uns verlangt. Wir sind nämlich nicht allein. Unter uns gibt es so viele Stimmen, die ihre Botschaft gern weitergeben und einige Ohren, die entschlossen sind, ihnen zuzuhören.
Wir hören auch zu und zwar dem Climate Action Live. Was wir gelernt haben:
— Gib mehr Acht: die Natur ist um dich herum, und du bist ein Teil davon. Wenn du ihr zuhörst, wirst du auch mehr über dich selbst erfahren. Nemonte sagt, je weniger man über etwas weiß, desto leichter ist es, es zu zerstören. Wir sagen, je mehr du über dich selbst weißt, desto besser kannst du es schützen.
— Sei das Quietscherad: Schwimm gegen den Strom und tue deine Unzufriedenheit kund. Für Sîan beginnt diese Demonstration bei der Arbeit, wo so viel Macht in unseren Händen liegt, wo wir den Hebel haben, die Tore für eine regenerative Welt zu öffnen.
— Sei neugierig: Bereite dich auf das Kommende vor, ermutigt Sebastian. Du unterstützt die Vision einer besseren Zukunft, indem du bereit bist du lernen und das Wissen weiterzutragen.
Es ist fraglich, ob Nachhaltigkeitsargumente die Sache aus eigenem Antrieb gewinnen können, aber unsere Versuche, ein gutes, sinnvolles Leben zu führen, werden es. Gerade jetzt können wir aktiv an den Gesprächen rund um Umweltschutz teilnehmen und eine Rolle im Verlauf der Geschichte spielen. Ab dem Punkt wo das Schiff die Segel setzt, können wir entscheiden, ob wir am Ufer angedockt bleiben, oder doch lieber die Ruder übernehmen. Wie wir im Sport gerne sagen, zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen.